Kunst kann vieles sein: Ein Fenster in eine andere Welt, ein Spiegel unserer inneren Gedanken, eine Flucht aus dem Alltag oder eine tiefe Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen. Doch wie hängt Kunst mit unserem Wohlbefinden zusammen? Ist es möglich, dass ein Theaterstück, eine Skulptur oder ein Gemälde nicht nur unser ästhetisches Empfinden anspricht, sondern auch eine heilende Wirkung auf unsere Seele hat?
Diese Fragen sind keineswegs neu, aber in unserer hektischen Welt gewinnen sie an Bedeutung. Studien zeigen, dass Kunst eine kraftvolle Wirkung auf unser Wohlbefinden haben kann. Sie regt unsere Sinne an, fördert Entspannung und kann sogar therapeutische Effekte haben. Eine Ende letzten Jahres veröffentlichte Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstreicht diese Wirkung und zeigt auf, wie künstlerische Aktivitäten einen positiven Einfluss auf die mentale und körperliche Gesundheit haben können .
Doch was passiert, wenn wir uns auf Kunst einlassen? Wenn wir nicht nur Betrachter bleiben, sondern uns wirklich in das Kunstwerk hineinversetzen, uns den Gedanken und Gefühlen aussetzen, die es hervorruft? Genau das habe ich vor kurzem erlebt, als ich die legendäre Aufführung des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen besuchte.
Jedermann - für mehr Humanität und weniger Materialismus im Leben
Der „Jedermann“ ist mehr als nur ein Theaterstück; er ist eine Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens. In diesem Jahr beeindruckte mich - neben dem genialen Philipp Hochmair in der Rolle des Jedermann - besonders die subtile Verwandlung des „Guten Gesells“ zum Teufel, die symbolisch für die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen und Loyalitäten steht. Solange der Protagonist im Geld schwimmt und die Fäden in der Hand hält, ist er von Freunden und Bewunderern umgeben. Doch wie schnell wendet sich das Blatt, wenn diese Macht schwindet! Der „Jedermann“ erinnert uns auf eindringliche Weise daran, dass Reichtum, Macht und Status vergänglich sind und dass wir im Tod alle gleich sind – wir gehen, wie wir gekommen sind, ohne etwas mitnehmen zu können .
Die Aktualität dieser Inszenierung ist frappierend. In einer Gesellschaft, die oft von Gier, Stress und Unzufriedenheit geprägt ist, hält uns der „Jedermann“ einen Spiegel vor. Wie oft vergessen wir, dass das Streben nach immer mehr uns in eine Spirale der Rastlosigkeit und des inneren Leids führen kann? Vielleicht ist es genau diese Einsicht, die uns dazu bringen kann, innezuhalten und uns auf das Wesentliche zu besinnen: Auf das Hier und Jetzt, auf die Beziehungen zu den Menschen, die uns wirklich wichtig sind, und auf die Kunst, die uns einen Zugang zu diesen tieferen Schichten unseres Daseins eröffnet.
Kunst hat das Potenzial, uns nicht nur zu unterhalten, sondern uns tief zu berühren und uns zu transformieren. Wenn wir uns auf sie einlassen, kann sie uns helfen, die Welt aus neuen Perspektiven zu betrachten, uns mit unseren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und eine innere Ruhe zu finden, die im hektischen Alltag oft verloren geht. Der „Jedermann“ 2024 ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Kunst existenzielle Themen aufgreift und uns dazu bringt, über das Leben nachzudenken.
Kunst und Wellbeing: eine Einladung
Zum Abschluss eine Einladung: Kunst und Wellbeing müssen kein Widerspruch sein. Besuche eine Ausstellung, lass dich von einem Theaterstück wie dem „Jedermann“ in Salzburg inspirieren oder finde in einem stillen Moment vor einem Gemälde Ruhe und Klarheit. Und warum nicht deine eigenen Gedanken und Erfahrungen dazu teilen? Bei Sojourn feiern wir solche Momente der Selbstreflexion und des künstlerischen Eintauchens, denn sie bereichern unser Leben auf vielfältige Weise.