„Work culture and rising minds“ – unter diesem Motto fand am 16. Oktober in Bregenz das *Tomorrow Mind Festival* statt. Ein Festival, das keine klassischen Konferenzen imitiert, sondern eine neue Form des Denkens feiert: Sinn statt Status, Miteinander statt Macht, Zukunft statt Vergangenheit.
Wir waren vor Ort – und auch wenn wir nicht bei allen Talks gleichzeitig dabei sein konnten, hat uns die Dichte an Inspiration, Denkanstößen und Persönlichkeiten tief beeindruckt. Hier einige Eindrücke, wohlwissend, dass sie nur einen kleinen Ausschnitt dieses großartigen Tages zeigen.
Die neue Arbeitswelt: Kultur als Haltung
Verena Eugster, Initiatorin und Gastgeberin, brachte es in ihrer Eröffnungsrede auf den Punkt:
„Leistung ist nichts Negatives – wir müssen sie nur wieder mit Sinn, Freude und Verantwortung füllen.“
Das Festival richtete sich an Führungskräfte, Unternehmer:innen, Kreative und Menschen, die Arbeit als Ort der Entfaltung begreifen. Statt reiner Effizienz standen Themen wie Vertrauen, mentale Stärke, emotionale Intelligenz und Spiritualität im Fokus. Denn: Eine gesunde Unternehmenskultur entsteht dort, wo Menschen wachsen dürfen – nicht nur an Zahlen, sondern an Erfahrungen.
Zwischen Leistung und Leichtigkeit
Leistungsgesellschaft – ein Begriff, der polarisiert. Doch Eugster erinnerte daran, dass die Generationen vor uns durch Leistung Werte geschaffen haben. Die Aufgabe unserer Zeit: diese Werte mit einer neuen Bewusstheit zu verbinden. Eine Leistungskultur der Zukunft bedeutet nicht *mehr tun*, sondern *besser verstehen*, warum und wofür wir etwas tun.
Mentale Stärke als Zukunftskompetenz
Neuropsychologe Marcus Täuber sprach über die Kraft der Gedanken:
„Gedanken sind Werkzeuge, nicht die Realität.“
Er zeigte, wie wir mit "Metakognition" – also dem Denken über unser Denken – emotionale Blockaden erkennen und steuern können. Ergänzt wurde dieser Zugang durch den spirituellen Impuls von Pater Martín, der die Balance zwischen Negativem und Positivem als Quelle innerer Ruhe beschrieb. Spiritualität, so seine These, sei kein Gegensatz zu moderner Wissenschaft, sondern deren tiefere Dimension.
Geistige Hygiene: Das Anti-Blockier-System
Coach Oliver Brünner stellte ein ungewöhnlich simples, aber kraftvolles Konzept vor: das „Anti-Blockier-System to Go“. Seine Methode: Blockaden nicht bekämpfen, sondern zurückgeben. Wer innerlich feststeckt, visualisiert die Person oder Situation, die diese Blockade verursacht hat – und gibt sie symbolisch zurück. Ein imaginärer Vorhang von rechts unten nach oben links wird aufgezogen – und plötzlich entsteht Leichtigkeit. Ein Werkzeug der „geistigen Hygiene“, das im Alltag erstaunlich wirksam ist.
Zukunft denken – von morgen aus gesehen
Trendforscher Matthias und Oona Horx erinnerten daran, dass jeder Trend auch einen Gegentrend hervorbringt. Sie präsentierten das Modell des Overtone-Fensters, das beschreibt, wie sich gesellschaftliche Meinungen verschieben – und warum das Verständnis dieser Dynamik für Zukunftsfähigkeit entscheidend ist.
Oona Horx sprach zudem über die „Kindness Economy“ und unser kollektives Bedürfnis nach Wahrhaftigkeit in Zeiten digitaler Überreizung. Ihre Re-Gnose – der Blick von der Zukunft zurück in die Gegenwart – lädt dazu ein, Entscheidungen heute zu treffen, auf die wir morgen mit Stolz zurückblicken.
Aksel Svindal: Erfolg ist Teamarbeit
Der ehemalige norwegische Skirennläufer Aksel Svindal teilte seine Erfahrungen aus dem Spitzensport:
„Im norwegischen Team vertrauten wir uns zu hundert Prozent – das war unser Erfolgsgeheimnis.“

Für ihn ist mentale Stärke kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von guter Vorbereitung und Zusammenarbeit. Probleme löst man, indem man sie in kleine Teile zerlegt – und dann Schritt für Schritt handelt. Eine Haltung, die auch in der Wirtschaft zählt: Erfolg ist immer das Resultat kollektiver Intelligenz und Vertrauen.
Die neue Informationskrise – und die Sehnsucht nach Sinn
Oona Horx erinnerte an die drei großen Informationskrisen der Menschheitsgeschichte: die Erfindung der Schrift, den Buchdruck und das Internet. Jede brachte Fortschritt – und Verwirrung.
Doch mit der rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz stehen wir nun vor einer neuen Informationskrise, die uns noch stärker fordert. Diskussionen über Wahrheiten, über richtig und falsch, über Deutungshoheit und Verantwortung gewinnen an Schärfe – und betreffen längst nicht mehr nur Politik oder Medien, sondern auch Bildung und Alltagskultur.
Ein Gedanke, der uns persönlich beschäftigt: Gerade unsere Schulsysteme sollten hier dringend mitgedacht werden. Wie lernen junge Menschen künftig, zwischen Echtem und Künstlichem, zwischen Fakt und Meinung zu unterscheiden? Bildung wird damit zu einem der zentralen Zukunftsthemen – und verdient deutlich mehr Aufmerksamkeit, als sie aktuell bekommt.
Wenn Dopamin – unser körpereigener Botenstoff für Zukunftsfreude – die chemische Basis des Hoffens ist, dann liegt die Verantwortung bei uns, die Geschichten von morgen so zu gestalten, dass sie Hoffnung und Neugier wecken.
Fazit: Zukunft entsteht im Jetzt
Das Tomorrow Mind Festival zeigte, dass Zukunft kein abstraktes Konzept ist. Sie beginnt in unseren Köpfen, in der Art, wie wir führen, kommunizieren und atmen. Ja – selbst die Atmung wurde thematisiert: Nasenatmung, Zwerchfellaktivierung, bewusstes Zurücklehnen. Kleine Gesten, große Wirkung.
Wer sich inspirieren lassen will, wie Zukunftsdenken, Wissenschaft und Spiritualität ineinandergreifen können, findet im Tomorrow Mind Festival ein faszinierendes Format: Es verbindet Kopf, Herz und Haltung – und schafft Räume für Gespräche, die wirklich weiterführen.
Was wir mitnehmen
Ein Tag voller kluger Gedanken, ehrlicher Begegnungen und mutiger Perspektiven.
Verena Eugster und Patrizia Zupan Eugster überzeugen mit großartigen Speaker:innen, spannenden Interviews und einer rundum gelungenen Veranstaltung, die Lust auf mehr macht.
Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein – und können es nur empfehlen: Mehr dazu hier - erlebe selbst, wie sich Zukunft anfühlt, wenn sie bewusst gestaltet wird.
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Inspiration für Unternehmen
Wer die Ideen des Festivals in den Alltag bringen möchte, könnte mit kleinen, aber regelmäßigen Formaten beginnen – etwa kurzen Tomorrow Mind Circles, in denen Teams gemeinsam innehalten, reflektieren und nach vorn denken. Solche Momente schaffen Verbindung, fördern Kreativität und lassen Zukunft nicht abstrakt, sondern spürbar werden – als gelebte Haltung im Arbeitsalltag.
